Katzen und ihre Nieren – eine ganz spezielle Beziehung!

Die chronische Nierenerkrankung (CNE) schleicht sich still und heimlich ein und gewinnt langsam aber stetig immer mehr an Bedeutung hinsichtlich gesundheitlicher Aspekt im Leben der betroffenen Katzen. Für ein langes und gesundes Katzen-Leben ist es deshalb wichtig die CNE frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Deshalb möchten wir hier an dieser Stelle Katzenbesitzer über den Verlauf und das Wesen der chronischen Nierenerkrankung bei Katzen informieren.

Wie alle Säugetiere haben auch Katzen zwei Nieren, welche in der Bauchhöhle links und rechts neben der Wirbelsäule liegen. Das Blut wird täglich mehrere Hundert Male durch die beiden Katzennieren gepumpt und dort gefiltert bzw. gereinigt. Hierzu befinden sich in jeder Katzenniere etwas 200.000 kleine Filtereinheiten, Nephrone genannt. Das gereinigte Blut fließt in den Körper zurück. Abfallprodukte werden zusammen mit Körperwasser ausgefiltert und gelangen via Nierenbecken und Harnleiter in die Blase und werden danach als Urin über die Harnröhre ausgeschieden.

Merke:
Nieren sind hervorragende Filter: Giftstoffe, Medikamente, schädliche Stoffwechselprodukte werden ausgeschieden Für den Körper wichtige Stoffe (Aminosäuren, Mineralstoffe, Glukose) werden zurückbehalten.
Nieren kontrollieren den Blutdruck
Nieren regulieren den Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt

Fakten zur CNE:
Die CNE ist unheilbar und fortschreitend, d.h die Nierenfunktion wird immer schlechter bis hin zur Niereninsuffizienz.

Sie ist eine der häufigsten Todesursachen bei unseren Hauskatzen.

Schätzungsweise 1 Million Katzen leiden in Deutschland an einer CNE.

Wie kommt es zur chronischen Nierenerkrankung?

Leider findet man fast immer keinen Auslöser für diese Erkrankung, dh die eigentliche Ursache bleibt unbekannt, da sie oft schon Jahre zurückliegen kann. So vermutet man als oft sehr lange zurückliegende Auslöser einer CNE:
Nierenentzündungen
Durchblutungsstörungen
angeborene, also gnetische Defekte
Schadwirkungen durch Fremdstoffe

So weiß man heute, dass sich aufbauend auf ersten kleinen Schädigungen des Nierengewebes ein Circulus vitiosus entwickelt. Sind einige wenige „Filtereinheiten“ (Nephrone) nicht mehr voll leistungsfähig, so gleicht die Niere dies aus, in dem die verbleibenden Nephrone deren Aufgabe mit übernehmen müssen, dh. sie werden größer und müssen mehr leisten.Auf Dauer überfordert dies aber die verbleibenden Nephrone und diese werden auch irreversibel geschädigt. Folglich muß die Leistungsfähigkeit der noch verbleibenden Rest-Filtereinheiten wieder gesteigert werden und so geht es immer weiter…..
Erst wenn zwei Drittel aller Nephrone dauerhaft zerstört sind, werden die offensichtlichen Krankheitsanzeichen einer chronischen Nierenerkrankung sichtbar.  Da es viele, viele Nephrone gibt, kann dieser Teufelskreis über einen sehr langen Zeitraum – Wochen bis Jahre –  unbemerkt ablaufen.

Da eine CNE nicht heilbar ist, bleibt nur die Möglichkeit einer lebenslangen, regelmäßigen medikamentösen Therapie.

Stadien der CNE

anhand der Untersuchungsergbnisse beim Tierarzt wird die CNE in Stadium 1 bis 4 eingeteilt.

Stadium 1: Äußerlich erscheint die Katze gesund. Die Nieren haben aber bereits eine Schädigung erlitten, die Nierenfunktion ist nicht oder nur sehr wenig reduzeirt, die Filtrationsleistung wird aber langsam geringer.
Funktionsleistung: 100 % – 33 %
Stadium 2: Die Niere versucht, den Funktionsausfall einzelner Nephrone auszugleichen, es treten dadurch weitere Schäden auf. Viele Katzen beginnen, ersten Krankheitsanzeichen zu zeigen, sie trinken mehr und setzen mehr                   Urin ab. Allerdings gibt es auch Katzen, die noch keine Anzeichen einer Erkrankung zeigen.
Funktionsleistung: 33 % – 25 %

Stadium 3: In diesem Stadium treten massiver Krankheitssymptome auf, da bereits mehr als 2/3 Drittel aller Nephrone abgestorben sind. Die erkrankten Katzen zeigen deutliche Verhaltensänderungen, Erbrechen,                                       Abmagerung, Freßunlust, Teilnahmslosigkeit,
Funktionsleistung: 25 % – 10 %

Stadium 4: Die Nieren arbeiten nur noch minimal, dh die giftigen Abbauprodukte des Stoffwechsels könne nicht mehr ausgeschieden werden und „reichern“ sich im Organismus an, die führt dann zu einer tödlich endenden                           Harnvergiftung (Urämie)
Funktionsleistung: 10 % – 0 %

Was macht die CNE mit der Katze?

Die CNE bewirkt im Endstadium eine „innere Vergiftung“ der Katze in Form einer tödlich verlaufenden Urämie. Die sogenannten harnpflichtigen Abbauprodukte des Stoffwechsels könne nicht mehr ausgeschieden werden und „reichern“ sich somit im Körper der Katze an, deshalb sind im Blut die Abbauprodukte Kreatinin und Harnstoff in steigenden Konzentrationen nachweisbar.. Diese  Abbauprodukte wirken toxisch und verursachen beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit. Dies führt zu einer Entgleisung des Wasser-, Elektrolyt- sowie Säure-Basen-Haushalt. Der Blutdruck kann in Folge ansteigen. Ein nierenbedingter Bluthochdruck schädigt die Gefäße und kann auf Dauer bis zur Erblindung führen.

Warum geht es den Katzen an die Nieren?

In den letzten Jahren ist die Lebenserwartung der Katzen stetig gestiegen. Immer mehr Katzen werden 15 Jahre und älter. Leider steigt aber auch das Risiko an einer CNE zu erkranken mit zunehmendem Alter.
Katzen besitzen im Vergleich zum Hund und zu uns Menschen deutlich weniger Nephrone, ihre Nierenkapazität ist daher schneller erschöpft. Zum Vergleich: Hund: über 400.000 Nephrone; Mensch: 1-2 Millionen Nephrone.
Katzen stammen ursprünglich aus trockenen Regionen (wüsten ähnlich). Geblieben ist vielen von ihnen, dass sie zu wenig trinken. Aber gerade für vorgeschädigte Nieren ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr immens wichtig, da sie ihren Filtrationsaufgaben nur nachkommen können, wenn die Tiere genügend Flüssigkeit aufnehmen.

Was hilft?

Katzen, welche nicht gerne trinken, müssen Flüssigkeit mit der Nahrung aufnehmen. Deshalb ist Naßfutter in diesen Fällen vorzuziehen. Katzen, welche nur Trockenfutter nehmen, müssen motiviert werden, viel zu trinken.

Die Flüssigkeitsaufnahme der Katzen sollte kontrolliert werden.

Viele Katzen trinken mehr und lieber aus einem Zimmerbrunnen, aus dem Wasserhahn, aus der Gießkanne,…….
Oft hilft es auch, das Wasser mit zB verdünnter Katzenmilch, Ziegenmilch,….. etc. „aufzupeppen“

Warnsignale und Vorsorge

gesteigerter Durst/verändertes Trinkverhalten
häufiger Urinabsatz
Appetitlosigkeit
Gewichstverlaust
Durchfall
Erbrechen
zieht sich zurück (möchte nicht gestreichelt werden, verkriecht sich)
will nicht mehr Spielen
wirkt teilnahmslos
Mundgeruch
schlechte, lockere Zähne
putzt sich nicht mehr (Fell ist stumpf, verfilzt)
Austrocknung
eingesunkene Augen

Achten Sie genau auf Veränderungen bei Ihrer Katze und fragen Sie ihren Tierarzt, wenn Ihnen etwas ungewöhnliches auffällt.
Sie kennen Ihre Katze am besten und wissen was normal ist und was nicht. Es gibt viele Alarmsignale. Diese sind aber leider nicht typisch für eine CNE,
sondern können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Der Verlauf einer CNE kann von Katze zu Katze völlig anderes sich. Gemeinsam ist aber allen,
der schleichende Beginn.Um Festzustellen, ob Ihre Katze wirklich an einer CNE erkrankt ist, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Blutuntersuchung
Urinuntersuchung
Blutdruck messen
Bildgebenden Verfahren, wie Ultraschall, Röntgen

Vorsorge ist deshalb besonder wichtig, da jede Katze ihre individuellen Blutwerte hat. Deshalb ist ein regelmäßige Kontrolle (1x jährlich bei Katzen ab 7 Jahren*) der Nierenwerte (zB Harnstoff, Kreatinin) im Blut zu empfehlen.
*AAFP-Guidelindes (www.catvets.com)

 

Durch eine vor allem rechtzeitige geeignete , regelmäßige sowie lebenslange Therapie kann man ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung aufhalten und das Leben der betroffenen Katze bei gutem Allgemeinbefinden verlängern.  Hierbei richtet sich die Behandlung immer nach den individuellen Symptomen der Katze und dem Stadium der CNE. Im Vordergrund steht die Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Lebensqualität.

 

Weitere Information zu diesem Thema finden sie auch unter www.vetepedia.de